Verbindung zum Leben
Wenn Du meinen Blog schon eine Weile liest oder vielleicht auch meinen Podcast hörst, dann weißt Du, dass sich meine Themen in der Schnittmenge von Hundehaltung, seelischer Gesundheit und Achtsamkeit treffen. Je nachdem, was mich gerade umtreibt, schreibe ich mehr mit dem Blick auf den Hund oder auf den Menschen. Immer aber sind es Geschichten, die ich selbst erlebt habe oder Gefühle und Gedanken, die mich bewegen.
Insofern ist der Puppy Mind Blog ein radikal subjektives Projekt, in dem ich mich so präsentiere, wie ich mit all meinen Macken, Unsicherheiten und Zweifeln bin. Deshalb verfolgt der Blog ein ebenso radikales Ziel, nämlich, das Kontinuum von seelischer Gesundheit und Erkrankung im Leben mit Hunden in den Fokus zu nehmen. Wir sind nicht entweder gesund oder krank. Wir bewegen uns alle entlang eines Kontinuums, innerhalb dessen es uns mal besser und mal schlechter geht. Das gilt für Dich als Hundehalter*in ebenso wie für den Rest der Hunde-losen Bevölkerung und im Übrigen auch für Deinen Hund.
Für mich ist mein Hund oft die Brücke, die mich mit der Welt verbindet. Ich tendiere dazu, mich stark in mich selbst zurückzuziehen und direkten Kontakt mit anderen Menschen zu vermeiden. Charlie ist da ganz anders gestrickt. Jeder Mensch, den er noch nicht kennt, ist sein*e potentiell beste*r Freund*in. Entsprechend offen und freudig geht er auf Menschen zu. Das ist oft anstrengend für mich. Und dennoch bin ich ihm dankbar dafür. Denn ich bin keine Insel und brauche andere Menschen, um zu (über)leben.
Die Hunde-Brille
Je länger ich mit Hunden lebe und arbeite, desto häufiger ertappe ich mich dabei, dass ich Situationen aus der hundlichen Perspektive betrachte. Das können alltägliche Erfahrungen im Straßenverkehr sein oder auch die Wirkung von Sinneseindrücken wie Geräuschen oder Gerüchen. Dann vergleiche ich meine Wahrnehmungen mit dem, was ich über die hundliche Wahrnehmung weiß. Wenn ich mit Charlie unterwegs bin, hat das häufig eine Veränderung meines Verhaltens zufolge. Dann wähle ich eine ruhigere Strecke, nehme mehr Abstand oder gehe absichtlich einen Umweg, damit Charlie etwas erkunden kann, an dem er Interesse zeigt.
So gesehen schärft und erweitert das Leben und Arbeiten mit Hunden meine Wahrnehmung und trainiert gleichzeitig meine Empathie. Denn wenngleich wir mit empathischen Fähigkeiten geboren werden, ist ihre Anwendung doch eine Frage der Übung. Auch für diese Lektionen bin ich insbesondere Charlie, aber auch allen anderen Hunden, die mir begegnen, dankbar.
Der metaphorische Hund
Es wird immer wieder behauptet, Hunde würden im Hier und Jetzt leben und nicht, wie Menschen, gedanklich ständig in Vergangenheit oder Zukunft festhängen. Ich weiß nicht, ob das stimmt oder ob wir da nicht einer Idealisierung aufsitzen. Schließlich bin ich keine Telepathin.
Was ich aber weiß, ist, dass Hunde sozial gesehen, etwas ganz Besonderes sind. Ihre differenzierten Fähigkeiten, Sozialpartner*innen wahrzunehmen und subtile Signale zu interpretieren, sind bemerkenswert. Ebenso ihre klare Zielsetzung, Eskalationen zu vermeiden, wofür sie über ein riesiges Repertoire an kommunikativen Strategien verfügen. Die Art und Weise, wie Hunde jenseits menschlicher Intervention miteinander umgehen, ist eine Inspiration für mich, meinen Umgang mit Charlie noch viel differenzierter zu gestalten. Sie kann aber auch für uns alle ein Vorbild dafür sein, wie ein gelingendes, menschliches Miteinander gestaltet werden kann: sein und sein lassen, Bedürfnisse klar kommunizieren, Grenzen setzen und einhalten, Konfliktvermeidung als zentrale Prämisse.
Vielleicht dreht sich in meinem Leben nicht alles um Hunde. Aber es gibt wenig, was durch sie nicht beeinflusst wird. Dass dem so ist und, dass ich mit ihnen und von ihnen lernen darf, dafür bin ich jeden Tag dankbar.
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