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Themen, Trigger und Esoterik

Biggi Junge

Eine Positionierung


Wer in meinem Blog herumstöbert, kann den Eindruck gewinnen, dass ich mich stark auf die Probleme konzentriere, die zwischen Mensch und Hund entstehen können. Ja, das stimmt. Dieser Eindruck ist richtig. Und wer meine Artikel tatsächlich liest, mag möglicherweise zu der Überzeugung kommen, ich fände es okay, wenn wir unsere Hunde gelegentlich anschnauzen. Das stimmt nicht. Dieser Eindruck trügt. 


Wir haben alle unsere Themen

Ich bin der Überzeugung, dass es zwischen Mensch und Hund immer Stolpersteine geben wird. Schließlich haben wir alle unsere Themen und Trigger, ob Mensch oder Hund. Vielleicht gibt es das eine oder andere Team, bei dem alles immer glatt läuft, aber bei der überwiegenden Mehrheit aller Mensch-Hund-Teams ist dies nicht der Fall. Das ist normal. Und das ist auch gut so. Denn Schwierigkeiten sind immer Gelegenheiten, zu lernen, sich zu entwickeln und gemeinsam zu wachsen.

 

Und es sind ja gerade diejenigen, die uns am nächsten stehen - Freund*innen, Eltern, Geschwister, Partner*innen und unsere Haustiere - die uns am schnellsten und am häufigsten triggern. Sicherlich liegt das daran, dass sie uns am besten kennen. Es liegt aber auch daran, dass wir ihnen gegenüber am offensten sind. Dadurch entstehen Verletzungen, die in den meisten Fällen überhaupt nicht beabsichtigt sind. Und wenn wir dann aus der Haut fahren, ist das zwar nicht gut, aber es ist so. Und es ist müßig sich zu wünschen, es wäre anders. 


Konflikte in engen Beziehungen sind normal und gut.


Was Du willst, ist nicht, was Du brauchst

Ich sage häufig „interessant wird es da, wo es schwierig wird“, nämlich dann, wenn ich unter die Oberfläche blicke. Als Hundetrainerin werde ich gerufen, wenn etwas an der Oberfläche des Hundes (sprich: sein Verhalten) nicht mehr „funktioniert“. Dann wünschen sich die Menschen, dass sich das Verhalten des Hundes ändern möge, am besten über Nacht. Nach den tiefer liegenden Ursachen des Verhaltens wird meistens nicht gefragt.

 

Ehrlich gesagt, interessiert es mich weniger, was sich die Menschen wünschen. Das bedeutet nicht, dass ich für ihre Wünsche und Bedürfnisse kein Verständnis hätte. Mich interessiert nur viel mehr, was unter ihrer Oberfläche passiert. Denn dort finde ich, was die Menschen brauchen. Und das hat in der Regel viel mehr mit ihnen selbst als mit dem Hund zu tun. Warum stört sie das Verhalten des Hundes? Welche Gefühle löst es ihnen aus ? Und welche Bedürfnisse liegen diesen Gefühlen zugrunde ? Sich dieses Fragen nicht zu stellen, bedeutet, gegenüber den eigenen wunden Punkten die Augen zu verschließen und sich selbst zu belügen. Den Preis für diesen Selbstbetrug bezahlt der Hund. 


Interessant wird es erst unter der Oberfläche.


Esoterische Augenwischerei

Es existiert noch eine andere Spielart dieses Selbstbetrugs. Ich nenne das die esoterische Spiegel-Hypothese. Kurzgefasst besagt sie, dass der Hund durch sein Verhalten die Themen und Trigger des Menschen spiegelt, gleich einer passiv reflektierenden Oberfläche.

 

Zunächst einmal sind Hunde keine passiven Reflektoren, sondern aktive Lebewesen mit eigenen Bedürfnissen, Gefühlen, Themen und Triggern. Wie in jeder anderen Beziehung beeinflusst der Mensch zwar dieses innere Erleben, seinen Ursprung hat es aber im Hund selbst. Umgekehrt gilt das übrigens auch. Die Themen meines Hundes beeinflussen mich natürlich. Was sie jedoch in mir auslösen, ist meine Angelegenheit.

 

Den Hund auf seine Spiegelfunktion zu reduzieren, ist außerdem eine sehr bequeme Methode, nur das zu sehen, was ich sehen möchte. Schließlich zeigt mir ein Spiegel nur, was ich ihm zuerst zeige. Wieder bleibe ich an der Oberfläche hängen und umgehe damit den oft sehr schmerzhaften Blick in die eigenen Abgründe. Ich nenne das esoterisch, weil es sich einen geheimnistuerischen Anstrich von Tiefe gibt, im Grunde aber nichts anderes ist als Augenwischerei. 


Beziehung: Klarheit durch Trennung

Wenn ich mich selbst verstehen möchte, komme ich nicht um einen tiefen Blick in mein Inneres herum. Wenn ich meinen Hund verstehen möchte, komme ich nicht drum herum, ihn als eigenständiges Wesen getrennt von mir zu betrachten. Und erst, wenn ich das geschafft habe, wird langsam ein klareres Bild von der Beziehung entstehen, die uns miteinander verbindet. 


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