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Für Achtsamkeit habe ich keine Zeit

Biggi Junge
Vor Kurzem hatte ich ein Gespräch mit einer Freundin, in dem sie sich darüber beklagte, dass sie viel zu viele unterschiedliche Verantwortlichkeiten und zu wenig Zeit habe. Und wenn sie dann eine E-Mail von mir bekäme zum Thema Achtsamkeit - gemeint war wohl mein Newsletter - könne sie nur lachen. Woher solle sie denn dafür die Zeit nehmen ? Ich habe gar nicht erst versucht, ihr zu antworten, sondern nur mitfühlend gelächelt und die Frage im Raum stehen lassen. Vielleicht findet sie die Antwort eines Tages selbst.

Auf der Fluch vor der Gegenwart

Achtsamkeit ist kein Element auf der To-Do-Liste, das erledigt wird und dann vergessen werden kann. Achtsamkeit ist eine Haltung dem Leben gegenüber, die alles unterfüttert und durchdringt. Ob es um Gedanken, Gefühle und Gespräche geht oder um Abwasch, Arbeit und Alltag. Wir sind nur selten tatsächlich präsent bei dem, was wir gerade tun. Meistens sind wir in Gedanken entweder schon bei den nächsten Aufgaben oder wir hängen gedanklich in der Vergangenheit fest. Es scheint fast so, als ob uns die schnöde Gegenwart unangenehm ist. Denn kaum wird aus der ungewissen Zukunft handfeste Realität, verlieren wir das Interesse und flüchten. 

 

Was ist so beunruhigend an der Gegenwart, dass wir sie meiden wie der Teufel das Weihwasser ? Meines Erachtens hat es etwas mit Ertragen zu tun, mit den Dingen zu sein, wie sie sind, ohne sie zu verändern oder zu interpretieren. Das fällt den meisten Menschen, mich inklusive, außerordentlich schwer. Wir wollen handeln, unser Leben aktiv gestalten und Einfluss nehmen. Sinnvoll wird unser Handeln aber nur aus Klarheit und Ruhe heraus. Zu versuchen, die Fragen der Gegenwart aus den Erfahrungen der Vergangenheit oder den Befürchtungen der Zukunft heraus zu beantworten, resultiert bestenfalls in unreflektierten Gewohnheiten und blindem Aktionismus.



Sitzen und Sein

Eines meiner derzeitigen Lieblings-Zitate meiner großen Inspiration Brené Brown lautet: "Today I am going to believe, that showing up is enough."  Es ist genug, zu sein. Punkt. Wir müssen nicht erst noch dies, das und jenes erledigen und leisten, um sein zu dürfen. Unser Wert entsteht nicht aus dem, was wir tun. Unser Wert ist bereits da, wenn wir unseren ersten Atemzug tun und er geht uns niemals verloren, egal was wir tun oder nicht tun. Ich empfinde bei dieser Erkenntnis regelmäßig großes Mitgefühl mit der Biggi, die jahrzehntelang bis weit über die Grenze der Erschöpfung hinaus gerockert hat, um sich selbst Wert zusprechen zu können und es oft heute noch tut. Kennst Du dieses Gefühl auch ?

 

Als formale Achtsamkeitspraxis lehrt uns die Meditation das stille Sitzen und Sein, mit dem was ist. Gedanken, Gefühle und Impulse dürfen kommen und dann dürfen wir sie auch wieder gehen lassen. Dadurch entsteht Raum in uns, der uns unsere Lebensumstände und uns selbst aus neuen Perspektiven sehen lässt. Und das kann sehr befreiend wirken. 


Ziellosigkeit

Ebensowenig, wie wir uns unseren Wert erarbeiten müssen, braucht unsere Achtsamkeitspraxis ein Ziel. Ja, das Achtsamkeitstraining hat viele positive Wirkungen auf Körper und Psyche. Das sind aber nur Nebenwirkungen. Ein Ziel impliziert eine Ausrichtung auf die Zukunft. Die Ausrichtung der Achtsamkeitspraxis aber ist immer das Hier und Jetzt ohne Geschichte oder Zukunft.


Diese Haltung ist für uns zielstrebige Nordeuropäer*innen schwer zu begreifen. Verständnis erwächst nur aus dem Praktizieren. Deshalb geh in kleinen Schritten vor. Mehrmals am Tag inne zu halten und für einen kurzen Moment bewusst bei dem zu sein, was gerade ist, ohne zu wollen oder zu werten, ist ein guter Start  Wenn Du Dir dabei Unterstützung wünscht, dann komm am Donnerstagabend um 20 Uhr zu "achtsamkeit.dog am Abend", meinem kostenlosen online Gruppen-Coaching auf Zoom, in dem ich Dich durch speziell für Hundehalter*innen konzipierte Achtsamkeitsübungen führe. 

 

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Ich freu mich auf Dich.

Deine Biggi 




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