"Wofür soll ich denn dankbar sein ?"
Der Negativ-Fokus betrifft auch unseren Blick auf Hunde. Auch sie sind uns oft nicht genug: nicht entspannt genug beim Alleinebleiben, nicht erfolgreich genug im Hundesport, nicht groß, klein, exotisch genug in ihrem Aussehen. Und auch, wenn wir im Grunde ganz zufrieden sind mit unseren Hunden, beherrscht uns doch oft das Wenn-Dann-Denken, das Dankbarkeit in eine ferne Zukunft verschiebt. Warum drehen wir den Spieß nicht einfach mal um ? Warum schauen wir uns nicht den Überfluss an Schönem, Gutem und Wunderbarem an, den Hunde bereits heute in unser Leben bringen ?
Bei dieser Frage kann ich bereits sehen, wie viele von Euch mit dem Kopf schütteln und sagen: „Wofür soll ich denn dankbar sein ? Das Leben mit meinem Hund ist so anstrengend, da hat Dankbarkeit keinen Platz.“ Ich kann das nachvollziehen. Mir ging es auch lange so. Und manchmal fühle ich das auch heute noch. Aber dann erinnere ich mich an das, was meine große Inspiration Brené Brown in „Die Gaben der Unvollkommenheit“ schreibt: „Es sind nicht die glücklichen Menschen, die dankbar sind, sondern die Dankbaren, die glücklich sind.“
Warum hast Du einen Hund ?
Hunde purzeln nur in den seltensten Fällen einfach so in unser Leben. Meistens ist es eine mehr oder minder bewusste Entscheidung, einem Hund ein Zuhause zu geben. Die Motivationen können ganz unterschiedlich sein. Immer aber bringe Hunde Dinge mit, die unser Leben bereichern. Was bringt Dein Hund mit ? Mein Hund Charlie beispielsweise bringt ganze Wagenladungen an Lernen, Wachstum und Entwicklung mit. Da ist aber auch eine große Portion Freundschaft, Gemeinschaft und Liebe sowie Vertrauen, Nähe und Verbindung. Das sind alles Erfahrungen, für die ich ihm unendlich dankbar bin. Und ich bin das nicht trotzdem, sondern weil er so ist, wie er ist.
Es geht nicht um Perfektion !
Stell Dir vor, Du bist mit Deinem Hund unterwegs. Begegnen Euch Menschen, die freundlich oder zumindest nicht unfreundlich sind ? Nehmen manche vielleicht sogar Rücksicht auf Euch ? Eine Radfahrerin, die klingelt, bevor sie an euch vorbeifährt ? Eine andere Hundehalterin, die ihren Hund zu sich ruft und anleint, als sie Euch kommen sieht ? Vielleicht geht sie mit ihrem Hund sogar einen Bogen ? Kommt Euch ein Auto entgegen ? Der Fahrer reduziert die Geschwindigkeit und fährt ganz langsam an Euch vorbei. Das sind Dinge, die auch Dir täglich passieren. Du siehst sie nur nicht. Mach Dich auf die Suche nach ihnen. Suche aktiv nach Gründen, dankbar sein zu können.
Dann schau Dir Deinen Hund an. Geht er gelegentlich an lockerer Leine ? Vielleicht nicht immer, aber zwischendurch ganz bestimmt. Wie wundervoll ist das denn ?! Hat sie vielleicht eine Begegnungssituation heute schon besser gemeistert, als noch vergangene Woche ? Oder hat er, obwohl er sehr aufgeregt war, trotzdem auf Deinen Abruf reagiert und kam zu Dir zurück ? Hat sie mit Dir zusammen ein Reh aus der Distanz mit den Augen verfolgt, anstatt ihm blindlings hinterher zu jagen ? Und hat sie einem anderen Hund höflich kommuniziert, dass sie keinen näheren Kontakt wünscht, anstatt gleich rabiat zu werden ?
Es geht nicht um Perfektion, sondern um die kleinen Dingen. Und von denen gibt es UNZÄHLIGE jeden Tag !!!
Dankbarkeit ist eine Praxis
Dankbarkeit kann ein echter Game-Changer sein. Aber Dankbarkeit ist nicht nur ein Gefühl, sondern vor allem eine Praxis. Mach Dich aktiv auf die Suche nach Dingen, die das Gefühl der Dankbarkeit in Dir auslösen. Das können Erlebnisse sein, Gefühle, materielle Dinge, Menschen … Und dann merk Dir, wie sich Dankbarkeit in Deinem Körper anfühlt, damit Du sie aktivieren kannst, wenn das Leben mit Deinem Hund mal wieder anstrengend ist.
Für die Gewöhnung hilft es, diese Praxis schriftlich zu machen. Jeden Morgen schreib Dir drei Dinge auf, für die Du dankbar bist. Davon sollte mindestens eines mit Deinem Hund zu tun haben. Wenn Dir ganz viele Dinge einfallen, kannst Du die Zahl auch gerne erhöhen, dann sollte aber auch den Anteil, den Dein Hund daran hat, steigen.
Diese Praxis wird Deine Perspektive verändern, nicht nur auf Deinen Hund, sondern auf Dich selbst und auf Dein Leben. Das heißt nicht, dass Du alles, was nicht so toll ist, ignorieren sollst. Diese Dinge bleiben ja weiter bestehen. Aber Du schaffst dadurch einen Ausgleich und damit ein viel realistischeres Bild von Dir, Deinem Leben und von Deinem Hund. Außerdem erweiterst Du so nach und nach Deine Perspektive. Du blickst mit viel offeneren Augen auf die Welt und entwickelst andere Erwartungshaltungen. Deine Emotionen werden sich verändern und dadurch ziehst Du auch andere Erfahrungen an. Es bedingt sich alles gegenseitig. Und alles was Du tun musst, ist, täglich nach einer Kleinigkeit zu suchen, für die Du dankbar sein kannst.
Probier’s aus !
Ich bin gespannt auf Deine Erfahrungen.
Deine Biggi
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