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Burnout klingt so viel besser als Depression

Biggi Junge
Es war vor circa zehn Jahren auf einer Tour an meinem Hausberg mit einer Freundin und unseren Hunden, als uns ein junger Mann mit einer blonden Labradorhündin entgegenkam. Die Hündin lief freudig auf uns zu und ich war nicht die Einzige, der sie bekannt vorkam. Auch unsere Hündinnen schienen mit ihr vertraut zu sein. Im Gespräch mit dem Halter stellte sich dann heraus, dass es sich tatsächlich um die Hündin eines gemeinsamen Bekannten handelte, den wir alle länger nicht gesehen hatten. Der junge Mann hatte den Hund übernommen, weil, so erklärte er fast verstohlen, der ursprüngliche Besitzer psychisch krank sei und sie deshalb nicht bei ihm bleiben konnte. 

Interessant wird es dort, wo es schwierig wird

Ich habe mir die Bemerkung damals durchlaufen lassen, wie ich mir zu dieser Zeit überhaupt sehr viel durchlaufen ließ. Der erste Psychiatrie-Aufenthalt meines Lebens war erst wenige Monate her und ich war noch nicht in der Lage, offensiv damit umzugehen. Und dennoch setzten diese und viele andere, ähnlich gelagerte Bemerkungen Widerhaken in mir.

 

Ich lebe mit diversen psychiatrischen Diagnosen. Aber ebenso wenig, wie mich ein gebrochenes Bein als Mensch definiert, bestimmen diese Diagnosen, wer ich bin. Ich gehe heute sehr offen mit meinen Erkrankungen um. Und sie liefern sogar einen Großteil der Motivation für das, was ich mit achtsamkeit.dog in die Welt bringen möchte: einen achtsamen Umgang mit allem, was uns als Menschen und Hundehalterinnen ausmacht. Und dazu gehören auch unsere ungeliebten Gefühle: Angst, Depression, Hilf- und Hoffnungslosigkeit, Wut, Trauer, Schuld, Scham … .

 

Hunde bringen uns oft und schnell an emotionale Belastungsgrenzen. Das ist der Ort, an dem ich mit Mensch und Hund arbeite möchte. Interessant wird es für mich dort, wo es anfängt, schwierig zu werden. Ich bin kein Schönwetter-Mensch. Ich bin da, wenn es beginnt, ans Eingemachte zu gehen.



Wir sind Viele

Psychische Erkrankungen sind schon lange nicht mehr die Ausnahme, sondern die Regel. Ein Drittel aller Erwachsenen in Deutschland lebt mit Depressionen, Ängsten oder anderen Diagnosen. Der Wert für Gesamteuropa liegt mit 38% sogar noch darüber. Das bedeutet, dass jede dritte Person, die uns unterwegs begegnet, Erfahrung mit psychischen Ausnahmesituationen hat: seien es Verkäuferinnen, Lehre-innen, Rentnerinnen, Polizistinnen, Hausfrauen- und -männer, Ärztinnen, Bauarbeiterinnen, arbeitslose Personen oder eben auch Hundetrainerinnen. 


Die Orte, die wir fürchten

Die wundervolle Pema Chödrön, buddhistische Nonne und Autorin vieler großartiger Bücher, lehrt, dass es gerade die unerwünschten Erfahrungen sind, die das größte Potential haben, uns wachsen zu lassen. Alles was wir tun müssen, ist, uns auf sie einzulassen, anstatt sie mit den gewohnten Strategien von Flucht und Abwehr zu bekämpfen. Dann entstehen Mitgefühl und Freundlichkeit, statt Härte und Abweisung.

 

Diese Wachstumsaufgabe müssen wir selbst erfüllen. Unsere Hunde können sie uns nicht abnehmen. Sie können aber als Katalysator wirken. Als Reaktionsbeschleuniger sind Hunde in der Lage, uns in unserer Persönlichkeitsentwicklung massiv zu unterstützen. Sie tun dies schlicht über ihr Hundsein, das uns ebenso viel Freude macht, wie es uns triggert und mitunter an den Rand der Verzweiflung bringt. 


Wenn Dich dieser Artikel berührt und Du Dich durch ihn gesehen fühlst, dann melde Dich. Ich unterstütze Dich und Deinen Hund gerne bei Eurem gemeinsamen Wachstum.


Alles Liebe

Deine Biggi



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